Sonnenbrand | Wenn die Haut brennt
Sommerzeit, Sonnenzeit, Grillabende, Gartenparty, Freibad, Badesee, Biergarten – die Liste der gute Laune Begriffe will scheinbar nicht enden denkt man an die warme Jahreszeit. Aber: da gibt es doch noch ein Haar in der Suppe: Sonnenbrand. Mehr als die Hälfte der unter 18 Jährigen holt sich jede Sommersaison mindestens einen Sonnenbrand. Wie gefährlich ist er? Kann man etwas dagegen tun? Und: wenn man einen Sonnenbrand hat – was sollte man machen, um den Schaden möglichst zu begrenzen? Klare Fragen – klare Antworten. Ein Sonnenbrand oder medizinisch Dermatitis solaris ist eine Hautreizung bzw. -schädigung durch Sonneneinstrahlung. Man unterscheidet prinzipiell 3 Schweregrade: Während Grad 3 äusserst selten vorkommt und auch Grad 2 nicht die Regel ist sieht man jedoch, dass Grad 1 sich grosser Beliebtheit erfreut. Je nach Hauttyp reichen leider ein paar Minuten zu viel Sonne (um genau zu sein „UV Strahlung“) um einen Schaden von Grad 1 auszulösen. Die Art des Hauttyps gibt die Empfindlichkeit gegenüber UV Strahlung wieder. Dabei ist Typ 1 der empfindlichste und Typ 6 der am wenigsten empfindliche Hauttyp. Eine genauere inkl. Empfindlichkeitsstufen und sogar einem kurzen Test zur Ermittlung des eigenen Hauttyps findet man z.B. beim Bundesamt für Strahlenschutz Aber was passiert eigentlich genau bei einem Sonnenbrand, ausser dass die Haut eine Rötung entwickelt? Dazu muss man sagen, dass diese Rötung eigentlich nur die Reaktion der Haut auf die zu hohe/zu lange Sonneneinstrahlung ist. Im Grunde genommen kann man von einer kleinen Entzündung sprechen. Daher auch der Name: Dermatitis solaris. Das eigentliche Problem ist UV Strahlung. Dabei unterscheidet man die sogenannte UV-A und UV-B Strahlung. Beide Formen können für Sonnenbrand verantwortlich sein. Bei Bestrahlung mit UV Licht kann es – je nach Dauer und Intensität (letztere hängt vor allem von der Höhe der Einstrahlung als auch vom Breitengrad ab) zur Schädigung des Erbguts unserer Hautzellen, der sogenannten DNA kommen. Dabei kommt es zu mehreren Reaktionen: erstens wird erheblich geschädigtes Gewebematerial endgültig zerstört. Dies ist durchaus sinnvoll, denn bei einer zu hohen Schädigung des Erbmaterials unserer Hautzellen kann es zu bösartigen Veränderungen kommen, die man im Allgemeinen dann als Hautkrebs bezeichnet. Zweitens werden aber nur leicht beeinträchtigte Strukturen repariert – oder es wird zumindest versucht diese zu reparieren. Hierzu ist eine Menge Energie notwendig, was für Hautzellen ein Problem darstellen kann. Denn Hautzellen sind zum Beispiel im Vergleich mit Herzmuskelzellen oder Nervenzellen wirklich keine Weltmeister in Sachen Energieproduktion. Ein Enzym, welches bei der Reparatur von derartigen Schäden wichtig ist, ist PARP (Poly-ADP-Ribose-Polymerase). Hat dieses Enzym ausreichend Energie zur Verfügung besteht eine hohe Chance auf nahezu vollständige Reparatur. Bei Energiedefizit bleibt dann wieder nur der Weg der Zerstörung – oder manchmal eben auch das Verbleiben von Schäden im Erbgut. Somit scheint eine gute Energieversorgung unserer Hautzellen also durchaus ein grosser Vorteil zu sein. Beides – die Zerstörung von Material sowie die Reparatur – kann allerdings zu einer Entzündungsreaktion führen. Die für einen Sonnenbrand bekannte Hautrötung ist eines der Symptome. Zudem werden bei dieser Reaktion unter Umständen Schmerzrezeptoren aktiviert. Gegen Strahlung gibt es aber natürlich auch eine Schutzreaktion – schliesslich gibt es die Sonne nicht erst seit vorgestern und im Rahmen der Evolution aller der Sonne ausgesetzter Lebewesen haben sich Abwehrstrategien entwickelt. Wobei vorausgeschickt werden muss, dass die beste Abwehrstrategie immer noch das Vermeiden weiterer Sonneneinstrahlung ist. Abwehr Trifft UV Strahlung auf die Haut so reagieren Melanozyten (das sind spezielle Hautzellen) mit einer Art Stressreaktion. Dabei wird der Farbstoff Melanin produziert. Und genau dieses Melanin kann die Hautzellen zumindest teilweise vor weiteren Strahlungsschäden schützen: die Haut färbt sich dunkler und bestimmte Strahlen erreichen nicht mehr das so empfindliche Erbmaterial in unseren Zellen. Hier zeigt sich auch der Vorteil bestimmter Hauttypen: je dunkler pigmentiert, desto besser und zuverlässiger der Schutz über den Farbstoff Melanin. Man kennt das aus den Sommerferien: zu Beginn ist die Haut blasser, aber mit häufigerer Sonnenbestrahlung wird die Haut immer dunkler – eben je nach Hauttyp. Leider ist den meisten weitgehend unbekannt, dass die Bildung dieses so wertvollen Farbstoffes eben nicht nur über die Haut abläuft, sondern ebenfalls über die das Auftreffen der Strahlung auf der Netzhaut unserer Augen. Dort wird dann ein Signal an das Gehirn gesendet, welches wiederum mit der Ausschüttung von Hormonen reagiert. Diese Hormone stimulieren zusätzlich unsere Melanozyten und die Produktion des Farbstoffes Melanin intensiviert sich. Das heisst: man kann seine Haut eine wenig trainieren, indem man sich häufiger der Sonne aussetzt – immer allerdings im Rahmen der individuellen Belastbarkeit. Es bedeutet aber auch, dass man die Sonnenintensität beachten muss. So ist es durchaus sinnvoll sich bereits im Frühjahr – natürlich nie zu lange – häufig der Sonne auszusetzen. Der Vorteil ist, dass die Sonne im Frühjahr nicht so intensiv ist und man somit auch mal die Mittagsstunden als Sonnenbad nutzen kann. Dies sollte man – vor allem in den südlichen Ländern – im Sommer zunehmend vermeiden. Aber es bleibt dann ja immer noch die Vor- und Nachmittagssonne. Und was man immer im Hinterkopf haben sollte: im Zweifel einfach im Schatten bleiben. Ein weiterer Mechanismus scheint eine wichtige Rolle gegen die Probleme der UV Strahlung zu sein: das Eiweiss Filaggrin. Dieses Eiweiss ist ein wichtiger Teil unserer Hornschicht, dem stratum corneum. Es sorgt unter anderem dafür, dass unsere Haut gut hydriert wird (feucht genug bleibt) und bildet die Voraussetzung dafür, dass Substanzen produziert werden, die dann z.B. in unserem Schweins gelöst vor UV Strahlung schützen. Besonders wichtig ist hier die sogenannte Urocaninsäure. Dafür braucht es aber ein aktives Gen (=Filaggrin-Gen). Ist dieses Gen fehlerhaft wird weniger Filaggrin produziert. Und dadurch entsteht weniger Urocaninsäure: die Haut ist empfindlicher gegen UV Strahlung. Dieser vermeintliche „Fehler“ hat sich in der Evolution der Menschen als Vorteil entwickelt. Je nördlicher auf dem Globus, desto häufiger findet man diese genetische Variante. Es hat also u.a. etwas mit der Entwicklung des hellen Hauttyps zu tun, der nach neuesten Erkenntnissen in der Evolution der Menschen erst vor rund 10.000 – 12.000 Jahren – also mit Beginn des Ackerbaus – entstanden sein muss. Und wie schon erwähnt ging es um einen Vorteil, wie so oft, wenn sich ein durch
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