Sonnenbrand | Wenn die Haut brennt

23. August 2023

Sommerzeit, Sonnenzeit, Grillabende, Gartenparty, Freibad, Badesee, Biergarten – die Liste der gute Laune Begriffe will scheinbar nicht enden denkt man an die warme Jahreszeit.

Aber: da gibt es doch noch ein Haar in der Suppe: Sonnenbrand. 

Mehr als die Hälfte der unter 18 Jährigen holt sich jede Sommersaison mindestens einen Sonnenbrand. Wie gefährlich ist er? Kann man etwas dagegen tun? Und: wenn man einen Sonnenbrand hat – was sollte man machen, um den Schaden möglichst zu begrenzen?

Klare Fragen – klare Antworten.

Ein Sonnenbrand oder medizinisch Dermatitis solaris ist eine Hautreizung bzw. -schädigung durch Sonneneinstrahlung. Man unterscheidet prinzipiell 3 Schweregrade:

  • Grad 1: Betrifft lediglich die äussere Schicht der Haut und die Schädigung heilt innerhalb Tagen.
  • Grad 2: Hier sieht man die Schädigung auch in der mittleren Hautschicht – auch Dermis genannt – es entwickeln sich u.a. Blasen auf der Haut und die Heilung dauert unter Umständen Wochen. Hier ist medizinische Hilfe sehr sinnvoll.
  • Grad 3: Diese Form des Sonnenbrands ist eher selten, betrifft nicht nur die Hautschicht, sondern auch die darunter liegende Fettschicht und kann Nervenden zerstören.

Während Grad 3 äusserst selten vorkommt und auch Grad 2 nicht die Regel ist sieht man jedoch, dass Grad 1 sich grosser Beliebtheit erfreut. Je nach Hauttyp reichen leider ein paar Minuten zu viel Sonne (um genau zu sein „UV Strahlung“) um einen Schaden von Grad 1 auszulösen. 

Die Art des Hauttyps gibt die Empfindlichkeit gegenüber UV Strahlung wieder. Dabei ist Typ 1 der empfindlichste und Typ 6 der am wenigsten empfindliche Hauttyp. Eine genauere inkl. Empfindlichkeitsstufen und sogar einem kurzen Test zur Ermittlung des eigenen Hauttyps findet man z.B. beim Bundesamt für Strahlenschutz

Aber was passiert eigentlich genau bei einem Sonnenbrand, ausser dass die Haut eine Rötung entwickelt? Dazu muss man sagen, dass diese Rötung eigentlich nur die Reaktion der Haut auf die zu hohe/zu lange Sonneneinstrahlung ist. Im Grunde genommen kann man von einer kleinen Entzündung sprechen. Daher auch der Name: Dermatitis solaris.

Das eigentliche Problem ist UV Strahlung. Dabei unterscheidet man die sogenannte UV-A und UV-B Strahlung. Beide Formen können für Sonnenbrand verantwortlich sein. Bei Bestrahlung mit UV Licht kann es – je nach Dauer und Intensität (letztere hängt vor allem von der Höhe der Einstrahlung als auch vom Breitengrad ab) zur Schädigung des Erbguts unserer Hautzellen, der sogenannten DNA kommen. Dabei kommt es zu mehreren Reaktionen: erstens wird erheblich geschädigtes Gewebematerial endgültig zerstört. Dies ist durchaus sinnvoll, denn bei einer zu hohen Schädigung des Erbmaterials unserer Hautzellen kann es zu bösartigen Veränderungen kommen, die man im Allgemeinen dann als Hautkrebs bezeichnet. Zweitens werden aber nur leicht beeinträchtigte Strukturen repariert – oder es wird zumindest versucht diese zu reparieren. Hierzu ist eine Menge Energie notwendig, was für Hautzellen ein Problem darstellen kann. Denn Hautzellen sind zum Beispiel im Vergleich mit Herzmuskelzellen oder Nervenzellen wirklich keine Weltmeister in Sachen Energieproduktion. Ein Enzym, welches bei der Reparatur von derartigen Schäden wichtig ist, ist PARP (Poly-ADP-Ribose-Polymerase). Hat dieses Enzym ausreichend Energie zur Verfügung besteht eine hohe Chance auf nahezu vollständige Reparatur. Bei Energiedefizit bleibt dann wieder nur der Weg der Zerstörung – oder manchmal eben auch das Verbleiben von Schäden im Erbgut. Somit scheint eine gute Energieversorgung unserer Hautzellen also durchaus ein grosser Vorteil zu sein. Beides – die Zerstörung von Material sowie die Reparatur –  kann allerdings zu einer Entzündungsreaktion führen. Die für einen Sonnenbrand bekannte Hautrötung ist eines der Symptome. Zudem werden bei dieser Reaktion unter Umständen Schmerzrezeptoren aktiviert. 

Gegen Strahlung gibt es aber natürlich auch eine Schutzreaktion – schliesslich gibt es die Sonne nicht erst seit vorgestern und im Rahmen der Evolution aller der Sonne ausgesetzter Lebewesen haben sich Abwehrstrategien entwickelt.  Wobei vorausgeschickt werden muss, dass die beste Abwehrstrategie immer noch das Vermeiden weiterer Sonneneinstrahlung ist. 

Abwehr

Trifft UV Strahlung auf die Haut so reagieren Melanozyten (das sind spezielle Hautzellen) mit einer Art Stressreaktion. Dabei wird der Farbstoff Melanin produziert. Und genau dieses Melanin kann die Hautzellen zumindest teilweise vor weiteren Strahlungsschäden schützen: die Haut färbt sich dunkler und bestimmte Strahlen erreichen nicht mehr das so empfindliche Erbmaterial in unseren Zellen. Hier zeigt sich auch der Vorteil bestimmter Hauttypen: je dunkler pigmentiert, desto besser und zuverlässiger der Schutz über den Farbstoff Melanin. Man kennt das aus den Sommerferien: zu Beginn ist die Haut blasser, aber mit häufigerer Sonnenbestrahlung wird die Haut immer dunkler – eben je nach Hauttyp. Leider ist den meisten weitgehend unbekannt, dass die Bildung dieses so wertvollen Farbstoffes eben nicht nur über die Haut abläuft, sondern ebenfalls über die das Auftreffen der Strahlung auf der Netzhaut unserer Augen. Dort wird dann ein Signal an das Gehirn gesendet, welches wiederum mit der Ausschüttung von Hormonen reagiert. Diese Hormone stimulieren zusätzlich unsere Melanozyten und die Produktion des Farbstoffes Melanin intensiviert sich.

Das heisst: man kann seine Haut eine wenig trainieren, indem man sich häufiger der Sonne aussetzt – immer allerdings im Rahmen der individuellen Belastbarkeit. Es bedeutet aber auch, dass man die Sonnenintensität beachten muss. So ist es durchaus sinnvoll sich bereits im Frühjahr – natürlich nie zu lange – häufig der Sonne auszusetzen. Der Vorteil ist, dass die Sonne im Frühjahr nicht so intensiv ist und man somit auch mal die Mittagsstunden als Sonnenbad nutzen kann. Dies sollte man – vor allem in den südlichen Ländern – im Sommer zunehmend vermeiden. Aber es bleibt dann ja immer noch die Vor- und Nachmittagssonne. Und was man immer im Hinterkopf haben sollte: im Zweifel einfach im Schatten bleiben. 

Ein weiterer Mechanismus scheint eine wichtige Rolle gegen die Probleme der UV Strahlung zu sein: das Eiweiss Filaggrin. Dieses Eiweiss ist ein wichtiger Teil unserer Hornschicht, dem stratum corneum. Es sorgt unter anderem dafür, dass unsere Haut gut hydriert wird (feucht genug bleibt) und bildet die Voraussetzung dafür, dass Substanzen produziert werden, die dann z.B. in unserem Schweins gelöst vor UV Strahlung schützen. Besonders wichtig ist hier die sogenannte Urocaninsäure. Dafür braucht es aber ein aktives Gen (=Filaggrin-Gen). Ist dieses Gen fehlerhaft wird weniger Filaggrin produziert. Und dadurch entsteht weniger Urocaninsäure: die Haut ist empfindlicher gegen UV Strahlung. Dieser vermeintliche „Fehler“ hat sich in der Evolution der Menschen als Vorteil entwickelt.

Je nördlicher auf dem Globus, desto häufiger findet man diese genetische Variante. Es hat also u.a. etwas mit der Entwicklung des hellen Hauttyps zu tun, der nach neuesten Erkenntnissen in der Evolution der Menschen erst vor rund 10.000 – 12.000 Jahren – also mit Beginn des Ackerbaus – entstanden sein muss. Und wie schon erwähnt ging es um einen Vorteil, wie so oft, wenn sich ein durch genetische Änderung entstandenes Merkmal durchsetzt. Durch den verringerten UV Schutz konnten unsere Vorfahren mehr Vitamin D bilden, und das war zu Zeiten, in denen wegen Ackerbau ein Grossteil der Nahrung aus Getreide bestand, wirklich ein Vorteil: denn Getreide enthält kein Vitamin D. Dies war zu Zeiten der Jäger und Sammler kein Problem, denn tierische Nahrung enthält Vitamin D. Mit dem Ackerbau wurde ein Filaggrin-armer, heller Hauttyp wichtiger und konnte sich somit evolutionär durchsetzen. 

Das heisst: je heller der Hauttyp, desto empfindlicher. Und das liegt nicht nur an der Pigmentierung der Haut.  

Lösungen

Natürlich ist der beste Schutz vor UV Licht immer noch das Vermeiden von UV 

Strahlung. Leider ist das zu kurz gedacht, denn mit wenig oder ohne UV Bestrahlung bilden wir auch wenig oder kein Vit D mehr. Es geht also um den bestmöglichen Schutz unter (un)regelmässiger UV Strahlung.

Sonnencreme

Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor ist sicherlich die am weitesten verbreitete Methode um Hautreizung und Sonnenbrand vorzubeugen. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Creme sowohl UVB als auch UVA Schutz bietet, denn UVA Strahlung dringt viel tiefer in die Haut als UVB Strahlung. Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt den Schutz gegen UVB Strahlung an. Und die Wirksamkeit steigt nicht linear an: bei LSF 2 wird 50%, bei LSF 20 wird 96% und bei LSF 40 wird 98% der UVB Strahlung blockiert. Während dies vielversprechend klingt sollte man jedoch im Auge behalten, dass unser wichtiges Hormon Vitamin D nur durch UVB Bestrahlung gebildet werden kann.   Der Schutz gegen UVA Strahlung wird meist mit mit Hilfe des PA (Protection grade of UVA) angegeben. In Europa muss der UVA Schutz 30% des Gesamtschutzes einer Sonnencreme betragen. Leider gibt es dabei – je nach Hersteller – nicht überall eine einheitliche Bezeichnung und führt zuweilen zu Verwirrung. Der Einsatz von Sonnencreme sollte also nur eine der vielen Strategien gegen Sonnenbrand sein. 

Reparatur und Antiinflammation

Vitamin B3

Wie beschrieben sind Entzündung und Schaden an Zellstrukturen (insbesondere DNA) die Hauptprobleme bei Sonnenbrand. Und genau hier zeigt sich ein Vitamin als besonders hilfreich: Vitamin B3. Dieses Vitamin kann mit dafür sorgen, dass durch UV Licht entstandene Schäden erfolgreich repariert werden können. Wie oben beschrieben ist für die Reparatur solcher Schäden das Enzym PARP zuständig. Vitamin B3 ist u.a. dafür zuständig, dass PARP seine Arbeit gut macht. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Vitamin B3 die Effizienz von PARP verbessert. Und sollte PARP mal doch nicht funktionieren kann Vitamin B3 zusätzlich – die sowohl durch Entzündung als auch durch Erbgutveränderung entstandenen Schäden – helfen zu reparieren. Es wird im Darm gut aufgenommen und kann somit effizient mit der Nahrung oder durch Nahrungsergänzungen aufgenommen werden. 

Aloe Vera

Als ein schon sehr lange eingesetztes Hausmittel gegen Sonnenbrand hat sich die Pflanze Aloe Vera bewährt. Wegen ihrer antientzündlichen und feuchtigkeitsspendenden Wirkung gilt sie immer noch als kleiner Geheimtipp unter den SonnenanbeterInnen. 

Oxidation

UV Licht kann dafür sorgen, dass durch chemische Veränderungen von Zellstrukturen sogenannte freie Radikale entstehen. Man nennt diesen Vorgang „Oxidation“. Auch die Aminosäure L-Histidin kann Oxidieren. Pflanzliche Antioxidanzien können dafür sorgen, dass diese oxidativen Schäden verhindert oder sogar rückgängig gemacht werden können. Hierzu gehören z.B. Substanzen wie Resveratrol aus Waldbeeren, Curcumin aus Curcuma oder Catechine aus Grüntee. 

Soviel Melanin wie möglich

Wie oben erwähnt ist die Produktion des schützenden Farbstoffs Melanin sehr wichtig für den Selbstschutz unserer Haut. Es wird gebildet, wenn UV Licht auf die Haut trifft. Das heisst dosiertes UV Licht auf der Haut ist wichtig. Immer noch weitgehend unbekannt ist den meisten, dass UV Licht auch auf die Netzhaut unserer Augen treffen muss, um die Reaktion des Gehirns zu stimulieren auf hormonellem Weg Melanin zu produzieren. Das Tragen von Sonnenbrillen sollte also nicht allzu sehr übertrieben werden. Manchmal  ist vielleicht auch einfach eine Kopfbedeckung zu empfehlen.

Filaggrin ausgleichen

L-Histidin

Wie bereits beschrieben ist Histidin ein Teil unseres UV Schutzes. Bei einer genetischen Filaggrin-Variante (v.a. bei hellhäutigen Personen) funktioniert dies  wie oben beschrieben nicht optimal. Diese Personen sind deswegen  empfindlicher und entwickeln öfter Hautprobleme wie Neurodermitis, atopische Ekzeme oder auch asthmatische Beschwerden. Hier kann allerdings zumindest zum Teil Abhilfe geschaffen werden: da es bei dieser Filaggin-Variante häufig zu Histidinmangel kommt kann man diese Aminosäure einfach als Nahrungsergänzung einnehmen. 

Man kann also einiges gegen Sonnenbrand tun – und „Sonne meiden“ scheint nicht die einzige Option zu sein. Es bleibt aber zu bedenken: zu lange in der Sonne bleiben sorgt in jedem Fall für Probleme und ggf. Schädigungen der Haut. Und vielleicht sollte man sich ein Beispiel an den Ländern nehmen, die intensiverer Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Dort geht man der Mittagssonne in der Regel einfach aus dem Weg. 

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